Rettung für unterversorgte Hunde aus unkontrollierter Zucht
29.03.19
Bei einem Kontrolltermin durch den Amtstierarzt wurden der Züchterin mit Animal-Hoarding-Syndrom 13 Hunde, davon zwei hochträchtige, abgenommen. Die Welpen wurden in der Nacht auf heute geboren!
Aufgrund des Hinweises einer Käuferin, die der verstörte Zustand der Welpen einer Hundezucht im Raum Eberstein (Bezirk St. Veit) irritiert hatte, wurde gestern ein Kontrolltermin durch den zuständigen Amtstierarzt durchgeführt. Da ein Hund und sieben Welpen in schlechtem Zustand waren, verständigte er umgehend das TiKo, das die Tierrettung losschickte. Zeitgleich wurde in einem ca. 400 m entfernten Waldstück das abgestellte Auto der Züchterin zufällig von einem Förster entdeckt, in dem zehn Hunde bereits bei angelaufenen Scheiben zu dehydrieren drohten. Der Förster verständigte sofort die Polizei.
Die Tierrettung des Landestierschutzvereins Kärnten (TiKo - Tierschutzkompetenzzentrum) machte sich sofort auf den Weg, um die Hunde zu übernehmen. Auf einer kleinen Landwirtschaft in erhöhter Lage fand die Tierrettungsfahrerin das Haus der etwa 55-jährigen Frau mit über 20 Hunden vor. Bei den Hunden handelt es sich um Leonberger, Doggen sowie Französische Bulldoggen und Mischlinge. Zwei trächtige Hunde sowie ein Leonberger wurden aufgrund ihres Zustandes sofort mitgenommen. Zur selben Zeit wurde etwa 400 m entfernt ein Förster auf ein im Wald abgestelltes Auto mit angelaufenen Scheiben aufmerksam. Bei näherem Betrachten erkannte er Hunde in dem Auto und meldete dies sofort der Polizei. Gemeinsam mit der Tierrettung wurden zehn Hunde, vorwiegend Welpen, aus dem überhitzen Auto befreit, ebenfalls mitgenommen und erstversorgt. Bei diesen Hunden handelt es sich um zwei Leonberger, einen Mischling, einen Spitz sowie sechs Welpen.
Die beiden hochträchtigen Französischen Bulldoggen wurden in der Nacht auf heute geschwächte, aber glückliche Mütter von sechs bzw. fünf gesunden Welpen!
Die Hundezüchterin ist seit zehn Jahren amtsbekannt, sie hatte etwa bereits 2011 ein Strafverfahren wegen unzureichend gechippter Hunde und mangelnder Kastration anhängig; damals war die Versorgung der Hunde allerdings in Ordnung. Die Auflagen wie den Auslauf zu vergrößern hielt sie ein und wurde mehrmals im Jahr von dem Amtstierarzt kontrolliert. Allerdings wurde bei ihr auch das sogenannte Animal-Hoarding-Syndrom festgestellt, womit das krankhafte Sammeln und Halten von Tieren gemeint ist. Zudem wurden 2017 bereits zehn Hunde, damals Leonberger, abgenommen. Offensichtlich wurden aber daraufhin Kastrationsauflagen umgangen sowie neue Hunde angeschafft.
Dem gestrigen ging bereits ein unangekündigter Kontrolltermin durch die Tierschutzombudsfrau des Landes Kärnten und zwei Tierärzten voraus, bei dem die Dame allerdings nicht zu Hause vorgefunden wurde. Die daraufhin erfolgte terminliche Festlegung einer weiteren Kontrolle hat die Dame genutzt, um zu versuchen, zehn Hunde im Wald zu verstecken. Dank des aufmerksamen Försters konnten diese jedoch gerettet werden. Dem Amtstierarzt war sogar das fehlende Auto aufgefallen, von dem behauptet wurde, es befände sich in der Werkstatt. Die Bergung der Hunde verlief ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Die Züchterin zeigte sich kooperativ und übergab die Hunde widerstandslos den Einsatzkräften. 13 Hunde wurden im TiKo untergebracht, wobei noch in der ersten Nacht elf weitere Welpen geboren wurden.
Die Behörde untersucht nun, ob dieser Fall zu weiteren Maßnahmen wie einer Komplettabnahme der Hunde führt bzw. ob ein Verfahren wegen Tierquälerei eingeleitet wird.
Die Hunde sind sehr ängstlich und scheu und werden vom TiKo-Tierarzt Dr. Herwig Woschnjak und den Tierpflegern erstversorgt und liebevoll betreut.
Wie können Sie helfen?
Die Versorgung der Hunde bedeutet hohe Kosten für das TiKo durch medizinische Versorgung, Pflege und Betreuung.
Kennwort: Animal Hoarding Eberstein
IBAN: AT965200000004009991
BIC: HAABAT2KXXX
Vielen Dank für Ihre Spende!
TiKo-Präsidentin Dr. Evelin Pekarek zeigt sich sehr betroffen über den aktuellen Vorfall:
„Ich bin schockiert darüber, dass jemand mit der Diagnose Animal Hoarding Syndrom so lange eine Hundezucht aufrechterhalten darf“, so die Präsidentin des Kärntner Landestierschutzvereines (TiKo). Sie fügt hinzu: „Wieder ist diese Erkrankung Ursache für Tierleid geworden. Es sollte wie in den meisten Fällen mehr Augenmerk auf die Befähigung zur Hundehaltung als auf Rassedispositionen gerichtet werden."
Im aktuellen Fall sind die Hunde nicht gechippt und haben auch keinen Impfpass. Fehlende Kennzeichnung von Tieren bedeutet immer Illegalität und sie kann nur gedeihen, wenn es weitere Abnehmer für solche Hunde gibt. Der scheinbar niedrigere Preis rechtfertigt das Risiko, einen kranken, nicht sozialisierten Hund zu bekommen, nicht.
Laut tierärztlichem Bericht des TiKo sind die Hunde unterernährt bis kachektisch, also abgemagert und ausgezehrt, apathisch und dehydriert. Sie leiden unter Floh- sowie Wurmbefall und haben Ohrmilben. Ein Hund leidet unter beidseitigen Knieverletzungen.
Seriöse Züchter unterliegen strengen Kontrollen, müssen die Tiere unter ordentlichen Bedingungen halten, sie liebevoll umsorgen, alle vorgeschriebenen Gesundenuntersuchungen, Röntgen- und Gentests durchführen und sie entsprechend beschäftigen, um auch rasseentsprechende Prüfungen zu bestehen. Natürlich bedeutet das viel mehr Aufwand und muss auch bezahlt werden, aber man erspart sich als Welpenkäufer eine schwere, preisintensive Zeit danach.
Diese schutzbedürftigen Vierbeiner, die sich nun in professioneller Pflege in unserem TiKo befinden, hatten Glück. Für viele andere Tiere (die Dunkelziffer ist trotz aller Bemühungen noch immer viel zu hoch) beginnt das Leben als Leidensweg.
Dr. Pekarek fordert daher auf:
Helfen Sie mit, illegale Welpenzucht zu stoppen, indem Sie sich vor dem Kauf ausreichend informieren und Tiere nicht zu Preisdumping-Opfern machen!