Tauben - heimatlose Haustiere

Tauben zählen oft zu jenen Tieren, die wenig beachtet und selten geliebt werden. Dabei haben die Vögel ganz besondere und einzigartige Fähigkeiten, die jenen von Säugetieren sehr ähnlich sind.

Tauben sind keine Wildtiere, sie sind verwilderte Haustiere des Menschen. Tauben wurden als erste Vögel domestiziert, noch vor Huhn und Gans. Menschen entsandten sie als Brieftauben mit Botschaften. Heute haben sie eine traurige Lebensperspektive in unseren Städten - Hunger, Vertreibung, Misshandlung, frühzeitiger Tod.

Vertreibung

Tauben sind, wie alle anderen Haustiere, auf die Versorgung durch den Menschen angewiesen. Der Mensch hat sie in die Städte gebracht, und versucht sie jetzt mit Vergrähmungs-Spikes oder Fangnetzen am Haus zu vertreiben. Manche Menschen glauben auch, Tauben vergiften oder abschießen zu können, ohne eine Straftat zu begehen. Ganz im Gegenteil ist dies aber laut Tierschutzgesetz und Strafgesetzbuch verboten!

Hunger

Eine Stadttaube lebt größtenteils von Zivilisationsmüll. Das macht sie nicht satt und führt zu Durchfall und Krankheit. Stadttauben sind meist stark untergewichtig.

Frühzeitiger Tod

Stadttauben könnten bis zu 18 Jahre alt werden. Im Schnitt erreichen sie meist aber nur ihr zweites oder drittes Lebensjahr.

Wissenswertes über Tauben

  • Die Hälfte der Muskelmasse einer Taube dient der Bewegung in der Luft. 10.000 Federn schützen den Körper vor Wind und Wetter. Beim Fliegen können sie Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 150 km/h erreichen.
  • Wenn sie sich einmal finden, bleiben Taubenpaare ein Leben lang zusammen.
  • Eine Taube vergisst nie, wo ihr Zuhause ist. Sie ist ein Koloniebrüter und versucht immer zu ihrem Partner und ihrem Nistplatz zurückzukommen, egal wie weit sie von ihrem Schlag entfernt ist. Möglich ist das durch extreme Sinnesleistungen.
  • Tauben sehen polarisiertes Licht und hören den für Menschen nicht wahrnehmbaren Infraschall. Sie haben außerdem einen biologischen Kompass, mit dem sie die Himmelsrichtung erkennen, in die sie nach Hause fliegen müssen. Sie orientieren sich an Landschaftsformen und am Magnetfeld der Erde. Außer wenn ein Gewitter, ein Erdbeben oder eine Sonnenfinsternis das Magnetfeld der Erde stören, verlieren sie manchmal die Orientierung.
  • Tauben sind wahre Gedächtnis Künstler. Sie können sich bis zu tausend Bilder, Muster & Gesichter genauestens merken und unterscheiden.
  • Auch physisch haben Tauben eine Reihe von besonderen Merkmalen. Ein Beispiel – während die meisten Vogelarten ihren Kopf zum Schlucken von Wasser heben müssen, können Tauben wie mit einem Strohhalm das Wasser einfach einsaugen.

Warum gibt es in Städten so viele Tauben?

Dass Tauben in unseren Städten leben, wurde vom Menschen herbeigeführt. Die im Volksmund genannten „Stadttauben“ stammen ursprünglich von Felstauben ab, die im Mittelmeerraum beheimatet sind. Diese Tauben wurden vom Menschen domestiziert, gezüchtet, als Nutztier oder Sporttaube gehalten und auch verehrt. Heute haben die Tiere größtenteils ihre Bedeutung für den Menschen verloren und leben als verwilderte Haustiere. Sie sind deshalb auch auf die Versorgung durch den Menschen angewiesen. In den Städten gelten Tauben meist als Problemtier, da ihr Kot Gebäude verschmutzt und sie sich schnell vermehren. Auch daran ist der Mensch schuld, denn Tauben wurden einst darauf gezüchtet, dass sie so rasch brüten wie Hühner. Dieser vom Menschen angezüchtete Brutzwang sorgt schließlich für eine widernatürlich hohe Vermehrung.

Vom Friedenssymbol zum „Problemtier“

Früher suchten sich in Städten lebende Tauben ihr Futter auf nahegelegenen Getreidefeldern. Auf der Futtersuche wurden schwache und kranke Tiere durch natürliche Feinde wie Falken oder Habichte bejagt. Harte Winter regulierten den Bestand der Tauben zusätzlich, sodass es, anders als heute, nur kleine und vitale Taubenbestände gab.

Der Verlust von Naturflächen und natürlichen Feinden in Städten ließ die Taubenpopulationen stark wachsen. Das erhöhte Nahrungsangebot durch den Menschen führte dann dazu, dass die Tauben abhängig vom Menschen wurden. Aus den Körnerfressern wurden Allesfresser.

Obwohl Stadttauben mangel- und unternährt sind, wirkt sich das nicht auf ihre Brutaktivität aus. Tauben sind auch stark unterernährt fortpflanzungsfähig und können brüten.

Tauben auf Nahrungssuche

Am Stadtrand lebende Tauben finden weniger Lebensmittelabfälle und suchen deshalb Nahrung wie Samenkörner oder Pflanzensprossen in der Natur selbst.

Im Stadtzentrum finden sie hauptsächlich Abfälle und ausgestreutes Vogelfutter. Dieser Nahrung fehlen aber wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Eiweiße. Mit diesem Mangelfutter werden Nestlinge schwach und anfälliger für Krankheiten.

Tauben am Stadtrand sind meist besser ernährt und wiegen durchschnittlich mehr als Tauben aus dem Zentrum, da sie besseren Zugang zu vitaminreicher Nahrung haben und weniger vom Menschen abhängig sind.

Tauben füttern – ja oder nein?

Tauben zu füttern ist vielerorts durch eine polizeiliche Verordnung verboten. Das Fütterungsverbot macht Sinn. Das unkontrollierte, private Füttern von Tauben in der Stadt führt zu vielerlei Problemen. Es erzeugt eine Überbevölkerung und verschlechtert damit ihre Lebensqualität. Tauben, die von klein an von Abfällen und ausgestreutem Vogelfutter leben, lernen nie, selbst auf Futtersuche zu gehen. Füttern mit Brot und Lebensmittelabfällen führt zu Mangelerscheinungen und macht die Tauben krankheitsanfälliger.

Ein völliges Fütterungsverbot ohne eine alternative kontrollierte Fütterung ist aber ebenso kritisch zu sehen. Tauben sind seit hunderten von Jahren für ihren Nahrungserwerb auf den Menschen angewiesen. Das absolute Fütterungsverbot lässt Nestlinge verhungern und ist keine Maßnahme, mit der allein eine Taubenpopulation dauerhaft reguliert werden kann.

Die Lösung: Eine kontrollierte Fütterung mit artgemäßen Körnerfutter und in kontrollierter Menge in der Nähe ihrer Behausung, wie z.B. ein eigens eingerichteter Taubenschlag, in Kombination mit einem Fütterungsverbot an anderen Plätzen in der Stadt führt mittelfristig zu einem kleinen und vitalen Taubenbestand.

Betreute Taubenschläge als tiergerechte Lösung in Städten

Bereits einige Städte in Deutschland und Österreich wie Augsburg oder Innsbruck haben betreute Taubenschläge eingeführt und damit vorbildlich die Verantwortung für das vom Menschen geschaffene Problem des widernatürlichen Fortpflanzungstriebs der Stadttaube übernommen!

Wie funktioniert's?

Bei einem betreuten Taubenschlag wird ein Ort nur für Tauben geschaffen - mit eigenen Nistplätzen, artgerechtem Futter und ausreichend Rückzugsmöglichkeiten. Dieser wird aktiv betreut, regelmäßig gereinigt, mit frischem Futter versorgt und die Eier gegen Gipseier ausgetauscht.

Die Vorteile

Die Tauben halten sich hauptsächlich bei ihrem Schlag auf, somit bleibt auch der Taubenkot dort. Durch die Fütterung müssen sie nicht auf verzweifelte Futtersuche gehen. Durch den Austausch der Eier werden die Geburten kontrolliert und so der Taubenbestand mittelfristig reduziert. Nicht tiergerechte und gefährliche Vergrähmungsversuche mit Spikes und Netzen können so abgeschaffen werden.

Was kannst du tun?

Dich in deiner Stadt für kontrollierte Taubenschläge und eine kontrollierte Fütterung einsetzen!

Quellen:
https://www.strassentaube-und-stadtleben.de/information/stadttauben-unsere-heimatlosen-haustiere/
https://www.kindernetz.de/wissen/tierlexikon/steckbrief-taube-100.html
https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/artenschutz/voegel/stadttauben/
https://www.hr1.de/sendungen/tests-zeigen-so-intelligent-sind-tauben,intelligente-tauben-100.html
https://sciencev1.orf.at/science/news/146168.html
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/vogelkunde/gut-zu-wissen/14044.html
https://www.ardmediathek.de/video/reportage-und-dokumentation/hoehenfluege-das-skurrile-millionengeschaeft-mit-brieftauben/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuL2JhOTFmMzkxLTlhZDUtNDZjZi05NjM5LTRjYTFiODk3NDE2ZQ/

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