Fischotter - kaum da, schon wieder weg?

Noch bis zu Beginn des letzten Jahrhunderts systematisch gejagt, ist der quirlige Wassermarder wieder zurück. Doch schon wieder muss er um sein Leben bangen.

Tier mit trauriger Vergangenheit

Noch bis zum Beginn des letzten Jahrhunderts wurden Fischotter systematisch gejagt und beinahe ausgerottet. Jäger stellten ihnen mit Otterhunden, einer speziell für die Otterjagd gezüchteten Hunderasse, nach und kassierten Prämien für jedes erlegte Tier. Ihr Fell war begehrt.

Doch den Jägern ging es nicht nur ums Fell. Als Nahrungskonkurrenten des Menschen richteten die Otter Schäden in Fischzuchten an. Zudem mussten die Fischbestände der natürlichen Gewässer mit ihnen geteilt werden. Darüber hinaus stand das Fleisch des Fischotters früher sogar auf den Speiseplänen der Küchen: Als Tier, das überwiegend im Wasser lebt, galt er für die Kirche als „Fisch“ und durfte deshalb auch in der Fastenzeit gegessen werden.

Die Jagd nach ihrem Fleisch und Fell, aber auch der Lebensraumverlust durch Flussregulierungen, Gewässerverbauungen oder die Trockenlegung von Feuchtgebieten führten dazu, dass die Fischotterbestände in den vergangenen beiden Jahrhunderten stark zurückgingen.

Dank Schutzbemühungen und Gesetzen kehrt der Fischotter nun langsam wieder in einst angestammte Lebensräume zurück. Doch nicht überall ist er willkommen. Schon wieder muss er um sein Leben fürchten.

Eine richtige „Wasserratte“

Der Fischotter ist zwar eine richtige Wasserratte, aber auch als Wassermarder bekannt. Denn er gehört wie Iltis, Dachs und Wiesel zur Familie der Marder – nur dass seine Verwandtschaft eindeutig das Leben an Land bevorzugt. Der Fischotter liebt also das Wasser – und Fisch.  Zu seinen bevorzugten Lebensräumen gehören neben Seen naturnahe Flüsse und Bäche mit einer vielfältigen Pflanzenwelt an den Ufern. Grundvoraussetzung sind eine gute Wasserqualität, ausreichende Fischvorkommen und Versteckmöglichkeiten im Uferbereich.

Ausgezeichneter Taucher

Der Fischotter ist ein sehr guter Schwimmer und noch besserer Taucher. Bei seinen Beutezügen unter Wasser nimmt er es mit dem Luftholen nicht so genau. 7-8 Minuten können seine Tauchgänge dauern.

Der Fischotter hat die Haare schön

Für das Leben und Jagen in seinem Lieblingselement hat sich der Fischotter die passende Hightech-Ausrüstung zugelegt: Nasenlöcher und Ohren sind verschließbar, die Pfoten mit Schwimmhäuten ausgestattet. Seinen stromlinienförmigen Körper kleidet er mitsamt dem muskulösen Schwanz in eines der dichtesten Felle der Tierwelt: Auf bis zu 70.000 Haare bringt er es pro Quadratzentimeter Haut. Und die sind auch noch reißverschlussähnlich miteinander verzahnt! Damit schafft es selbst der kleinste Wassertropfen nicht an die Haut des Fischotters. Praktischerweise verfangen sich beim Schwimmen außerdem Luftbläschen in dem dichten Fell, die ihn zusätzlich wärmen.

Guter Futterverwerter

Wer so quirlig ist wie der Fischotter, braucht ordentlich Kalorien: Etwa 10 % seines Körpergewichts muss er täglich fressen. Auf dem Speiseplan stehen ganz oben Fische aller Art, aber je nach Saison geht er auch Wasservögeln, Fröschen, Krebsen, Schlangen und sogar Nagetieren an den Kragen.

Um nicht zu viel an wertvoller Energie zu vergeuden, hat der Otter effiziente Jagdtechniken entwickelt: Oft krallt er sich geschwächte oder kranke Fische vom Gewässergrund und spielt damit im ökologischen Gleichgewicht eine entscheidende Rolle.

Alleiniger Sündenbock

Österreichs Fischbestände sind rückläufig und immer wieder wird der Fischotter dafür verantwortlich gemacht. Der Ruf nach Fischotter-Tötungen in den letzten Jahren wurde daher immer lauter.

Jahrzehntelang wurden Flüsse und Bäche verbaut, begradigt und für die Wasserkraft genutzt. Heute sind 60 % der Fließgewässer in keinem guten ökologischen Zustand. Und nur 17 % des gesamten Gewässernetzes können ohne Hindernisse frei fließen. Das wirkt sich selbstverständlich auch auf die Fischbestände aus. Es fehlt den Fischen an Plätzen, um ihren Laich ablegen zu können. 

Fischotter gehören zum Arteninventar intakter Gewässersysteme. Sie ernähren sich nachhaltig und schöpfen nur einen Teil des natürlichen Zuwachses ab. Wird die Nahrung knapp, verhungern die Jungen oder die Zahl der Jungen sinkt, Krankheiten treten auf und die Tiere wandern weiter – die Population schrumpft. Jedoch:

„All you can eat“ Buffet

Der Fischotter ist intelligent. Natürlich weiß er, wo er leicht Beute machen kann und macht vor ungeschützten Fischteichen nicht Halt. Diese scheint der Otter zum Leidwesen der Teichbesitzer* für ein "all you can eat" Buffet zu halten. Außerdem wird der Tisch immer wieder neu gedeckt. Das wiederum führt zu einer künstlich erhöhten Fischotterdichte. 

Schutzstatus & Aufweichung

Der Fischotter ist durch österreichische und internationale Gesetze wie die EU Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) streng geschützt. Zuständige Behörden erlauben bereits in manchen österreichischen Bundesländern, Fischotter in großer Zahl zu töten. Auch in Kärnten kommt es zu einer Aufweichung des strengen Schutzes von Fischottern und zum Einsatz von Conibearfallen.

Die grausame Wirkung der Conibearfalle

Die Conibearfalle ist eine Totschlagfalle und als Fanggerät zugelassen, da sie das gefangene Raubwild angeblich sofort tötet. Auch in der 81. Verordnung der Kärntner Landesregierung wird sie daher nicht verboten. Conibearfallen verursachen unnötiges Tierleid. Das Zuschnappen der Totschlagfallen führt längst nicht immer zum unmittelbaren Tod und dann erwartet das Tier ein langsamer, qualvoller Tod durch Erdrücken.

Obwohl in der 81. Verordnung der Kärntner Landesregierung das Töten der Tiere ausdrücklich nur an Land erlaubt ist, werden in Kärnten die Fallen zudem häufig als „drowning set“ unter der Wasseroberfläche eingesetzt. Das kommt daher, dass die recht großen Fallen, wenn sie an Land gestellt werden, eine Gefahr für andere Tiere und auch Kinder darstellen. Denn jedes Lebewesen mit einem gewissen Gewicht kann eine Conibearfalle auslösen und folglich sterben auch andere Wild- oder Haustiere darin. Diese Gegebenheit widerspricht ebenfalls der 81. Verordnung der Kärntner Landesregierung, in der das Ziel einer „selektiven“ Entnahme ausdrücklich betont wird.

Was kannst du tun?

Setze dich mit deiner Unterschrift gegen die Fischottertötung ein.

https://www.wwf.at/petition fischotter

https://www.tierschutz-austria.at/petition-fischotter

*Die Sorgen der Teichwirte sind ernst zu nehmen, vor allem wenn sie von der Fischerei leben. Es braucht geeignete und sinnvolle Schutzmaßnahmen und einen fairen Ausgleich. Ein Gegeneinander von Otterschützern und der Fischerei führt nicht zum Ziel. Es braucht Experten von beiden Seiten, die nach Lösungen suchen, die eine nachhaltige Koexistenz von Ottern, Fischen, Vögeln etc. in einem intakten Habitat gewährleisten.

Quellen:
https://www.kaerntner-jaegerschaft.at/Fischotter-Verordnung/§3 Abs (4).pdf
Regierungssitzung 7 – Neue Fischotter-Verordnung
https://www.bluehendesoesterreich.at/naturmagazin/der-fischotter-quirliger-extremsportler-im-hightech-pelz
https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/fischotter#helfen
https://www.tierschutz-austria.at/mythos-fischfressender-otter/
https://www.stadtwildtiere.at/artportraet/fischotter
https://www.tierschutz-austria.at/gutachten-fischotter/^
https://tierschutzverein.at/fischotter-als-suendenbock/
https://www.burgenland.at/themen/natur/naturschutz/fischotter/
https://nrw.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/jagd/jagdbare-arten/beutegreifer/06811.html
https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/fischotter
https://www.burgenland.at/themen/natur/naturschutz/fischotter/

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